In meiner Biographie habt ihr gelesen, daß ich von 1955 bis 1958 in St.Wendel/Saar das Buchbinderhandwerk gelernt habe. Weitere Gesellenjahre folgten. 1966 legte ich dann in Saarbrücken die Meisterprüfung ab. Kurz: Wie kam ich dazu, so etwas Ausgefallenes zu lernen? Ich bin das nur aus Verlegenheit geworden. Mit 14 Jahren hatte ich Gelegenheit, zu den Steyler Missionaren nach St.Wendel zu kommen. Ich wollte ja Missionar in der Dritten Welt werden. Meine Vorstellungen waren noch unklar, aber andererseits wieder voller Enthusiasmus und voller Romantik. Mir war aber klar, daß ich so etwas wie Zimmermann oder Baumeister lernen muss, um ein richtiger Bruder-Missionar zu werden. Vorbilder gab es da ja genug. Aber diese Idee scheiterte zwar nicht ganz, aber die Wirklichkeit sah zunächst so aus, daß einfach diese Lehrstellen mit Bewerbern schon belegt waren. Was nun? So steckte man mich einfach, – wie es damals eben üblich war, probeweise woanders hin, nämlich in die Buchbinderei. Es gefiel mir dort so gut, daß ich nach der Probezeit den Lehrvertrag unterschrieb.  Mein Lehrmeister war Bruder Gehrhard Heinrich Backes. Es war für mich eine recht unbekümmerte Zeit, die ich da erlebte. Das Umgehen und Werkeln mit Papier, Pappe, Kunstleder, Leder und Pergament machte mir einfach Spaß. Hier konnte ich kreativ sein und damit meine künstlerischen Fähigkeiten wecken. Das erschloss mir auch eine ganz neue Welt: Der Umgang mit Büchern und deren Inhalte und das Interesse für alte Bücher und Bibliotheken.                                                                        

 Franz an der Heftlade

 An der Heftlade: Fadenheftung auf Band. Diese Arbeit fällt heute kaum mehr an. Für den normalen Bibliothekseinband wird die Klebebindung angewendet.                                                                                                                                           

Meisterstücke   

Drei Bücher meiner Meisterstücke. Es sind ein Fotoalbum in Schweinsleder mit Leder-Intarsia, links ein Gästebuch in Pergament mit einer Tusche-Außendekoration, innen Büttenpapier und ein Geschäftsbuch mit Schweinsleder-Besatz und Sprungrücken.  

Jahrelang hatte ich mit diesem Job nichts mehr auf dem Hut. Ich war an anderen Dingen interessiert (Sieh Lebenslauf). Als ich meine Sachen für Afrika packte, nahm ich auch ein paar Buchbinder-Werkzeuge mit. „Für alle Fälle und vielleicht kannst du diese Dinge doch noch einml gut gebrauchen“, so sagte ich zu mir selbst. Ich fand mich in Tamale / Ghana wieder, in einem Haus für Studenten, einer Fachhochschule für Philosophie und Theologie, mit richtigem Lehrbetrieb und einer schönen Bibliothek.

Bücher St.Wendel – Ghana

Bitte auf das Foto klicken, dann öffnet sich das Web-Album.Erste Fortsetzung: Meine eigentliche Mission in Ghana war nicht das Einbinden von Büchern. Es juckte mich aber in den Fingern. Ich sah, da ist etwas zu tun. Mit meinen mitgebrachten Utensilien wie Falzbein, Messer, Schere, ein paar Pappdeckel, etwas Vorsatzpapier, etwas Einbandstoffen und Leim ging ich ans Werk. Da waren die „Memories“ der Studenten, Examensarbeiten in Philosophie und Theologie, die einen Einband brauchten. Ich konnte sie als sog. Bruschur, d.h. flexibel oder als richtige Bücher mit einem Harteinband und Kunstleder einbinden.  

Ein indischer Mitbruder aus Chereponi befaßte sich mit einer Übersetzung der Sonntagslesungen in Anufo.(Lokale Sprache im Norden von Ghana/Togo)Er fragte mich, ob ich diese Lektionare einbinden könne, 50 Exemplare in A5.  Zum Beschneiden der Bücher mußte ich aber zu Gilbert nach Tamale gehen, denn sie hatten eine Druckerei. Es war alles echte Handarbeit. Es war für mich zunächst nichts anderes als ein Hobby, eine schöne Freizeitbeschäftigung mit Papier, Pappe und Leim. Nach einigen Übungen wagte ich mich wieder an sämtliche Buchbinderarbeiten.

Ein Buch hatte ich in spezieller Einbandart für den Bischof von Yendi gebunden. Es war ein „Pontifikale“, ein Buch, in dem alle Texte der Weihehandlungen eines Bischofs stehen. Ich hatte den Einfall, es in Leder einzubinden. Ich schaute mich nach Ziegenleder um. So ging ich zu den Gerbern in Tamale. Dort entdeckte ich ein Ziegenfell, das noch die Haare dran hatte. Es war in einem speziellen Verfahren gegerbt. Das Rückgrat, der „Rippstrang“ sah besonders markant aus, auch hatte es schöne Zeichnung oder Maserung von weißen Linien über das ganze Fell. Das Buch bekam auch Schließen, das sind Metallbeschläge, um das Buch vorne besser zusammenzuhalten, wie Bücher im Mittelalter. Ich baute auch einen zweiteiligen Kasten dazu, innen mit handgewebtem Tuch ausgeschlagen. – Ich machte ein paar schöne Fotos, die ihr vielleicht schon in meinem Web-Album „Bücher-St.Wendel – Ghana“ bewundert habt. Wird fortgesetzt…..