Wer  Abenteuer erleben will, muß ein Risiko  eingehen. Das sich  auf den Weg begeben, ich meine die Vorbereitungen dazu, waren schon riskant. Das Erleben Afrika an sich noch riskanter. Ist es heute noch ein Abenteuer, nach Afrika zu reisen, in unserer heutigen globalen Welt und in der Zeit des Massentourismus?  Wohl kaum. Ich denke dabei an die Zeit der Entdecker, an die Missionare – Eroberer ohne Land – als Leute der ersten Stunde, voller Idealismus, dahingerafft vom Fieber.  Viele ließen ihr Leben. Wie leicht hat es doch der heutige Missionar. –

Gut, ich ließ mich mit 56 Jahren noch auf diese Sache ein.  Viele Mitbrüder und gut meinende Freunde kommentierten hinter vorgehaltener Hand:“ Laßt ihn nur laufen, laßt  ihm seinen Willen. In spätestens zwei Jahren wird er reumütig zurückkommen“. – Wenn ich einmal etwas anfange, dann ziehe ich es auch durch.  Und ab ging die Post. Am 27.November 1997 erreichte ich Accra, am 8. Dezember meldete ich mich in Tamale zur Stelle. Hier war das Ausbildungshaus der Steyler Missionare, Philosophie und Theologie. Meine „Mission“ war die Verwaltung und Organisation im Haus für 30 Studenten. Ich war aber auch Erzieher (Formater) zusammen mit drei anderen Kollegen. Das Erste zu tun war: Sich eingewöhnen in eine neue Kultur, in eine neue Umgebung mit neuen Menschen und in eine neue Aufgabe. Der Kulturschock mußte verdaut werden. Es war ein Prozeß, ein Hineinwachsen. Theoretische Erörterungen sind wichtig, man kann dies in Einführungskursen tun und lernen. Besser sind eigene Erfahrungen. Man lernt am besten durch eigene Fehler, Wenn sie auch schmerzlich sein können. Mitbrüder und andere Leuten hatten viel Geduld mit mir, sie gaben mir Zeit. Die Arbeit und das Leben im Erzieherteam und der afrikanisch international zusammengesetzten Studentengemeinschaft bedarf Feingefühl und Rücksichtnahme. Ich wuchs an der Aufgabe  und wuchs in die Aufgabe hinein, bis zum „Acting Rector“. Und dann die Krankheiten. In der Tat, ich machte sämtliche Kinderkrankheiten durch, von der Malaria bis zur Hepathitis. Das sind echte Grenzerfahrungen, aber auch Momente, wo man Anteilnahme und Geborgenheit unter Mitbrüdern und Freunden erfährt. Mehr als einmal sagte ich mir, wenn es um das Eingewöhnen ging, daß ich das, 20 bis 30 Jahre eher, einfacher und leichter gehabt hätte.

„I like to be your friend“, und „give me your adress, please“, das konnte ich oft hören, von Schuljungens auf der Straße. „Was verstehst du unter Freund sein, was ist für dich ein Freund“? war meine Gegenfrage. „Ein Freund ist der, der mir hilft“ ist die einfache Antwort. – Jemandem Freund werden, das konnte man in der Tat sehr schnell, wenn man sich darauf einlassen wollte.

Ein Weißer in diesem Teil Afrikas fällt eben immer noch auf. Wenn ich durch Dörfer im Norden Ghanas fahre, rufen die Kinder mir zu:“Fadder, Fadder“!  Der Weiße heißt einfach Father, auch wenn er nicht Pfarrer ist. Oder im Süden „Obronni, Obronni“ in der Twi Sprache. Wenn ich auf den Markt ging, gefolgt von unserem Koch, eine große Einkaufsschüssel auf dem Kopf tragend, mit den Marktfrauen um den Preis feilschend, oder wenn ich am Wochenende in einem cart mit meinem Esel ausfuhr und durch umliegende Dörfer kam, dann war ich so richtig in meinem Element. Aha, Bruder Franz ist wieder unterwegs, der verrückte Weiße, der Deutsche. Ich konnte mir dann die Aufmerksamkeit der Leute gewiss sein, besonders der Kinder.

– wird fortgesetzt.

 Über meine Arbeit und mein Leben in Tamale und Yendi können Sie auch unter „Franz schrieb damals…..“ und unter  „Tatale/Ghana – Einweihung von drei Kapellen“ nachlesen.