Ryszard Kapuscinski: „Afrikanisches Fieber„. – Erfahrungen aus vierzig Jahren.

Gelesen in Englisch 2006, in Deutsch 2007.

Zum Buch:  Als Kapuscinski 1957 zum erten Mal nach Afrika fuhr, ahnte er nicht, daß dies der Beginn einer Passion werden würde. Als Korrespondenz der polnischen Nachrichtenagentur bereiste er viele Länder Afrikas. Er hat Staatsgründungen, Staatsstreiche und Militärputsche miterlebt. In seiner faszinierenden Schilderung der großen Politik und des Lebens der Menschen in Afrika gibt er sich nicht oberflächlichen Beschreibungen und Fakten hin, sondern geht in die Tiefe und in die Seele der Menschen, die er beschreibt, und zu den Ursprüngen anderer Welten und Kulturen. Es entsteht ein buntes und vielfältiges Bild von Afrika, geprägt von großer persönlicher Anteilnahme.

Der Autor: Geboren 1932 und gestorben 2007 in Polen, war er in den 50 er Jahren Korrespondent in Asien, Mittlerem Osten Asien und Afrika. Er zählte zu den großen Journalisten der Gegenwart, seine Reportagen aus der Dritten Welt sind weltberühmt.

Meine Meinung: Mein bisher bestes Buch, das ich über Afrika gelesen habe. Nicht so sehr politische Berichte, als tiefgehende Literatur  über lebendige Personen. Absolut lesenswert.

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Obiora Frances Ike/Martin Lohmann: „Wende dein Gesicht der Sonne zu„.

Gelesen: April 2007

Über das Buch:  Afrikanische Lebensweisheit als Rezept gegen Verzagtheit. Ein Mutmacher – sensibel, humorvoll, spannend.

„Wir sind ein armes Land, was das Geld angeht, aber ein reiches Land, was die Freude betrifft.“  der Verfasser gibt in diesem Buch seine Erfahrungen mit uns Deutschen wieder. Er studierte in Bonn und Köln und ist eine rechte rheinische Frohnatur. Er sagt uns Deutschen was Sache ist, aus Sicht eines Nigerianers.

Der Autor:  Obira Frances Ike, Professor der Sozialwissenschaften und Katholischer Priester, promovierte in Bonn. Ist heute Generalvikar der Diözese Enugo in Nigeria/Westafrika. Mit dem Publizisten Martin Lohmann, früher Cheffred. des Rheinischen Merkur, brachte er diese interessante Buch heraus.

Pattloch-Verlag

Meine Meinung: Dies ist ein Buch, das mich einfordert, aber in der umgekehrten Richtung. Ich hätte den Ghanaen. Westafrikanern, Afrikanern auch viel zu sagen über neun Jahre in Ghana. Das Buch ist gut, in Beziehung auf: Spruch- und Lebensweisheit, über das soziale Verhalten, positive Lebenseinstellung (Optimismus), über Religion und was über den Islam gesagt wird. Was ich nicht gut finde, ist: Zu viele Verallgemeinerungen, -Afrika hat so viele Faszetten, daß man von keiner einheitlichen „Afrikanischen Kultur“ sprechen kann,- er kann nur über Afrika aus Sicht eines Nigerianers sprechen. Ich vermeide für gewöhnlich, beide Kulturen zu vergleichen. Ich komme sonst nicht weiter. Vieles ist einfach so, oder eben so. Es ist deswegen nicht besser oder schlechter. Es gibt keine totale Integration in eine andere Kultur. – Das Buch ist äußerst lesenswert.

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Peter Scholl-Latour:

Afrikanische Totenklage„. Der Ausverkauf des Schwarzen Kontinents.

Gelesen: Dezember 2005

Zum Buch: Dieser afrikanische Kontinent ist ein einziger Aufschrei, verursacht durch Krieg und Gewalt, aber auch durch Hungersnöte und Seuchen. Scholl-Latour geht der Sache auf den Grund. Er beschreibt die sozialen und kulturellen Hintergründe und nennt die Verantwortlichen. Seit 1956 bereist er Afrika und kennt viele Größen der afrikanischen Politik von damals. In seiner „Totenklage“ vergleicht er, nach einer neuerlichen Reise, die damalige mit der heutigen Situation.

Der Autor:  1924 geboren, Studium in Paris und Beirut, seit 1950 Journalist für Radio, Fernsehen und Zeitungen. Er hat viele Bücher veröffentlicht.

Verlag  C. Bertelsmann

Meine Meinung:  Ein ernstzunehmendes Buch über Afrika. Politik, nachkolonialer power und dessen Mißbrauch steht im Mittelpunkt. Verstärkt das Image Afrikas als Krieg- und Katastrophenkontinent. Hier werden leider nicht die positiven Seiten Afrikas aufgezeigt. Ersichtlich wird das Leid des Volkes, der kleinen Leute. – Lesenswert!

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Bartholomäus Grill

„Ach, Afrika“

Bericht aus dem Inneren eines Kontinents

Gelesen März bis Juni 2007

Zum Buch: Das alte Afrika ist gestorben, das neue noch nicht geboren. Grill beschreibt einen zwischen Tradition und Moderne zerrissenen Kontinent. Afrika ist eine Welt der Widersprüche, geprägt durch die reiche Vorstellungswelt seiner Menschen, ihre sozialen Regeln und Rituale, ihre Träume und Tabus, ihre Machtstrukturen und Glaubenssysteme. Diese Welt erscheint oft roh und gewalttätig, dann wieder zeitlos, heiter und gelassen.

Der Autor: Bartholomäus Grill, 1954 in Oberaudorf geboren, studierte Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte. Später war er politischer Redakteur der „Zeit“. Später Korrespondent für Afrika. Verschiedene Reportagen und Buchveröffentlichungen. Er lebt heute in Kapstadt.

Verlag: Siedler

Meine Meinung: Gute Ursachenbeschreibung. Grosses Wissen und Kenntnis. Vielleicht zu kritisch. zu viel Problembeschreibungen. Das positive und frohmachende Element kommt zu kurz. Nicht viel über das Christentum. Ich wollte zwischendurch ein paarmal abbrechen. Aber auf jeden Fall lesenswert.

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Ryszard Kapuscinski

 

„Die Welt im Notizbuch“

Gelesen bis August 2008

Zum Buch: Kapuscinski hat sich bei seinen Reisen viele persönliche Anmerkungen und Notizen gemacht, die er nicht in anderen Büchern oder Vorträgen veröffentlicht hat. Es ist bereits die zweite Sammlung dieser Art. Der erste Band hat den Titel „Lapidarium“ und umfasst seine Notizen bis 1992. „Die Welt im Notizbuch“ führt seine Aufzeichnungen in den späteren Jahren weiter. Es sind für sich alleine stehende Themen, ohne einen bestimmten Zusammenhang. So taucht auch das Thema „Afrika“ nur gelegentlich auf.

Seine Arbeit als Reporter „vor Ort“ verschafft ihm einen einzigartigen Blick auf unsere Welt. So sieht er auch die rasante globale Entwicklung nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ganz anders als ein „Westler“ oder einer, der seine östliche Heimat kaum verlassen hat.

Verlag:Piper

Mein Eindruck: Ich habe releativ lange an diesem Buch herumglesen. Es ist kein Roman und keine spannende Geschichte. Ich musste viele Gedanken auch erst verdauen. Es war grossartig, wie und was er geschrieben hat.

Leider ist Kapusznski im Februar 2008 verstorben. Ich habe mir zwei Beiträge aus dem Feuilleton der Welt und der Frankfurter Allgemeinen aufgehoben. Diese Beiträge sind eine Zusammenfassung seines Lebenswerkes.

 

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 Gronemeyer/Rompel

„Verborgenes Afrika“

Brandes und Apsel Verlag, Frankfurt/Main 2008

 

Gelesen im August 2008

Aus einer Buchbesprechung  von Rupert Neudecker im „Christ in der Gegenwart“ entnehme ich folgende Passagen: (verkürzt und abgeändert)

Die Zahl der Bücher, die den Schwarzen Kontinent als verloren und rückständig darstellen, ist groß. Nun ist ein Werk erschienen, das einen beachtlichen Kontrapunkt zu dieser Sicht setzt. –

Die Autoren deuten an, dass es in Afrika etwas alternatives zu unserer heutigen Praxis, wie hier mit unseren Alten und Schwachen umgegangen wird (Vermarktung, Verplanung, als Sache und Handelsware abgetan), nämlich gewachsene soziale Kompetenz. Aber auch diese Welt ist gefährdet. Einmal durch regelrechten Rassismus von der anderen Seite. Mit Robert Mugabe etwa kommt zum ersten Mal seit Idi Amin wieder Wut auf die Weißen hoch, mischt sich mit dem unverschämten Bedürfnis, die Macht und den Luxus bis ans Lebensende zu behalten.

Doch allein technisch kann sich Afrika nicht helfen. Es braucht soziale Bedingungen, so wie umgekehrt schlechte soziale Verhältnisse Armut und Krankheit begünstigen. Das Aidsvirus etwa benötigt zur Ausbreitung Beschleunigung, Mobilität, Urbanissierung, fragmentierte Familienzusammenhänge. Es braucht moderne Institutionen, in denen moralische Ordnungen aufgelöst sind. Im Westen gehen wir immer noch von idividuellem Verhalten aus, das sich als unverantwortlich ausbreitet. Das Problem ist aber sozial gestützte Promiskuität.

Die Autoren wollen nicht unbedingt, dass die Afrikaner dahin kommen, wo wir Europäer sind. Nichts wollen sie den Afrikanern verwehren. Die verborgene, noch nicht konsumistisch verseuchte Lebenswelt in Afrika ist kein goldenes Zeitalter. Es ist das Zeitalter des Brotes oder der Hirse, als der Basis des selbsterzeugten, nahrhaften Essens, das jetzt von MacDonald’s and Kentucky Fried Chicken überlagert wird. In diesem Buch steckt die Vermutung, dass in Afrika mehr Menschenzukunft liegt als in den Tempeln der Hightech-Gesellschaft, „auf deren Altären wir längst begonnen haben, die Lebensgrundlage der Menschen zu opfern. Man muss sich oft wehren gegen dieses Buch. Aber es bleibt mehr als ein Rest, der den Leser fasziniert. –

 

Auf dem rückseitigen Outer-Cover ist folgendes zu lesen:

Afrika, der Pflegefall, Afrika, der hungernde und von Katastrophen heimgesuchte Kontinent. Hungerbäuche, Kindersoldaten, verdorrte Felder, neureiche Eliten, die sich die Taschen voll stopfen, oder aber die grandiose Natur als traumhafte Kulisse für Abenteuer – aus solchem Stoff sind europäische Bilder über Afrika gemacht. Die Autoren versuchen diese Klischees zur Seite zu räumen. Sie zeigen uns ein selbstbewusstes Afrika, das sich auf die Stärke von Familie und Nachbarschaft, Subsistenz und kultureller Eigenständigkeit stützt.

Verborgenes Afrika sikzziert Realität eines weithin unbekannten Afrika, das sich dem europäischen Zugriff entzieht – ein Perspektivwechsel, der provoziert und zum Nachdenken zwingt.

 

Reimer Gronemeyer, Prof. Dr.Dr., geb. 1939. Theologe, Pfarrer, Professor für Soziologie an der Uni in Gießen.

Matthias Rompel, Dr., geb. 1973. Soziologe. Entwicklungsarbeit.

 

Meine Meinung: Das Buch geht unter die Haut. Es bestätigt das, was ich selbst auch erfahren habe. Wie kann ich meinen Leuten in Ghana klar machen, dass sie in ihrer oft bescheidenen und einfachen Lebenswelt mehr Zukunft für die Menschheit entwickeln, als wir in der westlichen Welt. Ob sie es aber glauben werden?

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Henning Mankell

Die flüsternde Seele

Der Hörbuchverlag.

 Henning Mankell ist Schwede. Regiseur und Autor. Ab 1972 kennt er Afrika. Er lebt seitdem, wie er selber sagte,“ mit einem Fuß im Sand, mit dem anderen im Schnee“. Die Begeisterung für Afrika und die damit verbundenen Erfahrungen gaben ihm Stoff für viele seiner Romane.

 

Zum Buch/ Hörbuch “ Die flüsternde Seele“ :

(Auszug aus dem Cover-Text)

Wir alle gehören zu der großen Geschichte, die keinen Anfang und auch kein Ende hat. Jedes Leben ist ein Abenteuer, eine Landschaft, in der die Flüsse fließen und die Berge aus dem Dunst des fernen Horizonts hervortreten. Jeder Mensch ist ein Teil dieser unendlichen Geschichte, der großen Chronik des Menschen über sich selbst. Einem Teil von uns ist es nicht gegönnt, seine Geschichte zu Ende zu erzählen. Vielleicht gibt es deshalb soviel Schmerz in diesem Leben. Aber noch mehr Freude. Denn der Schmerz entfernt sich immer von sich selbst, während die Freude sich festklammert. Vielleicht ist das der Grund, warum die Geister weitererzählen. Ihre Stimmen flüstern in der Nacht, Worte, die auf zerbrechlichen Flügeln über unseren Köpfen schweben.

Die Erzählung hat kein Ende. Die Erzählung von Menschen, die ständig wie Wrackteile angespült werden an den unendlichen Strand der Zeit.

 

Mein Eindruck:

Gehört im Juli 2009. Das Buch ist sehr romantisch, eben ein Roman. Der Hintergrund von Kultur, Landschaft, afrikanische Realität erscheint mir echt und  wirklich. Lesenswert.

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Mende Nazar / Damien Lewis

„Sklavin“

Hörbuch

Lübbe Audio – Bücher zum Hören

Mende Nazar ist heute um die 20 Jahre alt – ein genaues Geburtsdatum wird bei den Nuba nicht festgehalten. Aufgewachsen in den Nuba-Bergen im Sudan, lebt sie heute in London – nach sieben Jahren Gefangenschaft in Afrika und Europa.

Auf dem CD-Hörbuch-Cover steht geschrieben:

Im Jahre 1992 erreicht der seit langem im Süden wütende Bürgerkrieg auch die Heimat der 12-jährigen Mende vom Stamm der Nuba. Arabische Milizen fallen metzelnd über das Dorf her, misshandeln und entführen die Dorfkinder, darunter auch Mende. Sie wird als Sklavin verkauft. Nach qualvollen Jahren in Khartuom wird sie nach London verschickt. Dort lebt und vor allem arbeitet sie im Haus eines ranghohen Mitarbeiters der sudanischen Botschaft. Längst von Selbstmordgedanken gequält, bekommt sie schließlich eine einmalige Chance zur Flucht……

Gehört im September 2009

Mein Eindruck:

Gute Beschreibung des kulturellen Lebens des Dorfes und der Familie von Mende. Liest sich mit Spannung. Guter Einblick in die Haltung – offiziell per Gesetz verboten aber immer noch praktiziert – von Sklaven im heutigen Afrika, besonders Arabischen Ländern.

 

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Fortgesetzt auf „Bücher über Afrika – 2“